Unsere umweltpolitische Sprecherin Dr. Roswitha Schönwitz berichtet aus der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität (AUKM) am 8. März

🌞 Lass‘ die Sonne rein!

Ein Bürgerantrag der Parents for Future (PfF) setzte die Vorstellung der BürgerEnergie Rhein-Sieg eG an den Anfang der Sitzung. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Schmitz machte deutlich, dass sich die Genossenschaft vor allem als Partner der Gemeinde für die Umsetzung von Projekten anbietet, und zwar auf der Basis langjähriger Erfahrung mit Solarprojekten im Rhein-Sieg-Kreis und als Teil des deutschlandweiten Netzwerks „Bürgerwerke“. Und angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen will die BürgerEnergie noch schneller und zielstrebiger und mit größeren Anlagen jenseits von 300 Kilowatt-Peak noch mehr Sonne reinlassen. Auf Dächern, aber auch auf Freiflächen, mit Agri-Photovoltaik und auf Gewässern sind Anlagen geplant. Hinzu kommt Car-Sharing im Quartier als Teil eines europaweiten Netzwerks. Ergänzt wurde sein Vortrag durch Herrn Kai Birkner, der als Geschäftsführer unseres lokalen Energieversorgers enewa (Energie-Wasser-Wachtberg, übrigens bald auch Gas) betonte, dass die enewa Strom aus zu 100 Prozent erneuerbaren Energien anbietet und in Kürze ebenfalls in die lokale Versorgung mit Dach-Photovoltaik, als Pacht- oder Kaufmodell, einsteigen wird. Und auch der Zuschuss der enewa zur Installation von Balkon-PV (die Hardware gibt es im TINKS-Markt) könnte für Wachtbergerinnen und Wachtberger interessant sein.

Aus Sicht der SPD, die seit einem Jahr Impulse mit ihren Leitlinien zur Energiewende gesetzt und den Bürgerantrag der PfF unterstützt hat, entwickelte sich daraus endlich die lange überfällige Diskussion, wie Wachtberg sich an der lokalen Energiewende beteiligen kann, um Klimaneutralität zu erreichen. Leider hat Putins Krieg gegen die Ukraine nochmals die absolute Dringlichkeit von Energieautarkie durch erneuerbare Energien gezeigt. Die 100-prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien will Deutschland nicht erst 2050, sondern bereits 2035 erreichen. Aus Sicht von Schmitz und Birkner wird dies die Rahmenbedingungen für die Förderung erneuerbaren Energien deutlich verändern, eine Erhöhung der derzeit geltenden Einspeisevergütung dürfte sicher kommen. Die schon jetzt bestehende Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik wird sich dadurch erhöhen. Problem wird in Zukunft eher die Verfügbarkeit von Handwerkern und Material sein, die Wartezeiten sind jetzt schon lang. Am Ende stand die einstimmige Empfehlung, dass BürgerEnergie, enewa, und die Gemeindeverwaltung weitere Gespräche  über konkrete Projekte in Wachtberg führen sollen. Auf unseren Vorschlag hin kommt das Thema in der übernächsten Sitzung wieder auf die Tagesordnung, auch um über weitere Vorschläge zur Erreichung der Klimaneutralität über PV hinaus zu diskutieren, so z.B. Biogas und Tiefen-Geothermie gekoppelt mit Fernwärme auch für ältere Häuser.

🌡🧭 Klimaschutz in Wachtberg braucht einen klaren Kompass

Aber wo steht Wachtberg überhaupt in Sachen CO2-Emissionen und Erneuerbare im bundesweiten Vergleich? Und was müssen wir im nächsten Jahr erreicht haben, um 2035 klimaneutral zu werden? Obwohl sich alle Fraktionen einig sind, dass wir auch in Wachtberg die Energie- und Mobilitätswende voranbringen müssen, gibt es dazu praktisch keine konkreten Zahlen, schon gar nicht öffentlich zugängliche. Und auch in diesem Politikfeld gilt: Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken. Die letzten Zahlen dazu stammen von 2012.

Deshalb hat die SPD in der Ausschusssitzung beantragt, der Verwaltung die Erprobung einer innovativen, internetbasierten und kostenlosen Software namens „Klimaschutzplaner“ vorzuschlagen, als Kompass für die Klimapolitik unserer Gemeinde. Mehr dazu unter https://www.spd-wachtberg.de/klimaschutz-in-wachtberg-braucht-einen-klaren-kompass. Die Software wurde vom bundesweiten „Klima-Bündnis“ mit Förderung des Umweltministeriums erstellt und wird in zahlreichen Gemeinden in NRW (darunter etwa auch Bornheim und Meckenheim) und der Republik eingesetzt. Wir haben hier also keine esoterische Maßnahme vorgeschlagen, sondern ein bundesweit etabliertes, kostenfreies Instrument zur Messung von Klimawandel, um Politik und Verwaltung Daten für ihr Handeln zu liefern, über die sich dann auch die Bürgerinnen und Bürger jederzeit informieren können.

Die Resonanz war außer einer klaren Zustimmung von Unser Wachtberg verhalten, man wolle der Verwaltung keine Vorgaben für eine „Software“ machen. Immerhin empfahl der Ausschuss der Verwaltung, ergebnisoffen die Software zu prüfen, was ja das Ziel unseres Antrags war. Mehr hatten wir auch nicht verlangt. Beigeordneter Swen Christian wies darauf hin, dass man die Besetzung der Stelle des Klimaschutzmanagers abwarten wolle, und im Rhein-Sieg-Kotext auch an einem Leistungsverzeichnis für ein Klimaschutzkonzept arbeite. Die SPD wird in einer der nächsten Sitzungen nachfragen, wie man mit unserer Empfehlung verfahren ist.

Weitere Themen im Ausschuss sind hier unter https://wachtberg.more-rubin1.de/meeting.php?id=2022-AUKM-6 nachzulesen, Nachfragen dazu können gern an info@spd-wachtberg.de gerichtet werden.