Mit Beginn der Wintersaison machen Sportlerinnen und Sportler unterschiedlicher Disziplinen auf sich aufmerksam. Da raste Sportkamerad Thomas Dreßen in den USA bei seinem ersten Abfahrtsrennen nach schwerer Verletzung auf Platz 1. Chapeau!!!  Ihn ahmte die Italienerin Irene Curtoni mit ihrem Super- G Sieg nach. Bemerkenswert war ihr Kommentar: „ Ich bin schon oft hingefallen, aber noch öfter aufgestanden“.  Ich frage mich allerdings, wie man öfter aufstehen kann, ohne hingefallen zu sein. Und Skispringer Leye lüftete ein Geheimnis. „Wir schauen  nach vorne“. Es wäre nicht auszudenken, wenn sie rückwärts schauen würden.

Leser Mirko, gerade vom DOSB-Präsidenten Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund) mit der Goldenen Ehrennadel des DOSB für Verdienste um den deutschen Sport geehrt          [ sie sieht besser aus als ein Bundesverdienstkreuz], erinnerte mich daran, dass ich letztes Jahr Leipzigs Stürmer Werner als Chancentod herb kritisierte. In der Bundesliga, in der er sich auf seine Mitspieler mit eingeübten Spielzügen verlassen kann, kommt er inzwischen nach 17 Spielen auf 18 Tore. Da weiß er, wo das Tor steht. Insoweit akzeptiere ich Mirkos Kritik. In der Nationalmannschaft sehe ich ihn aber immer noch wie Falschgeld herumlaufen. Es würde mich freuen, wenn ich zur EM im nächsten Jahr meine Meinung dazu richtigstellen müsste.

Mit der Überschrift „Sprung nach oben“ titelte ein Sportjournalist seine Meldung über den Standort der deutschen Fußballnationalmannschaft, wonach man sich um einen Platz, nun auf 15, verbesserte. Ein richtiger Sprung, der das Wort verdient, gelang Myanmar (früher Burma) von 147 auf 136.

Im Brot- und Butter Geschäft der Bundesliga backt nun Bäckersohn Klinsmann in Berlin seine Ware. Im ersten Spiel hatte er noch nicht viel anzubieten. Man verlor gegen den BVB 1 : 2. In Frankfurt erreichte man ein 2 : 2. Als Neuerer bekannt, will er den früheren Nationalspieler Arne Friedrich als „Performance Manager“ gewinnen. Vielleicht braucht er noch einen „Equipment Supervisor“ (Zeugwart) oder einen „Corner Flagstylist“ (Eckfahnenbetreuer) oder gar eine „Housekeepingjuniormanagerin“ (Zimmermädchen)? Sollte noch die Stelle des Global Senior Chief Executive (Rentner) frei sein, würde ich mich dafür bewerben.

Von Berlin kommt überhaupt lustige Kunde. Man hat jetzt für den Flughafen die richtigen Dübel gefunden. Der Obmann des Verkehrsausschusses verkündete zum Nikolaustag die frohe Nachricht:„ Entscheidend war die finale Klärung der Dübelfrage“. Da frage ich doch ganz humorlos, ob man die richtigen Dübel nicht schon früher hätte finden können.

Vielleicht ist es nur mir aufgefallen: Die Zahl der Sendungen im Fernsehen mit Humorfachverkäufern nimmt zu. Ergänzt man sie durch die ungewollten Komiker aus Politik und Sport, dann geht es lustig zu, blendet man einmal Kriege wie in Syrien mit daraus folgenden Flüchtlingsströmen aus. „Ich weiß nicht immer, wovon ich rede, ich weiß jedoch, dass ich recht habe.“ Jeder tippt sofort auf Donald ( der mit der roten Krawatte), tatsächlich stammt das Zitat vom Boxphilosophen Muhamed Ali, alias Cassius Clay.

Mit besonderem Genuss verfolge ich die Rechenkünste der sprechenden oder schreibenden Journalistenzunft. Jüngst fragte die Wuppertaler Rundschau nach dem Verständnis für eine Erhöhung von Strom- und Gaspreisen. 36 % antworteten mit ja = Verständnis und 121% mit nein. 157 Leser nahmen an der Befragung teil. Dieses Verständnis von Prozentzahlen ist an Originalität kaum zu überbieten

Dazu belehrt uns die Funk-Uhr: Regelmäßiges Händewaschen dämmt Erkältungsviren und hemmt eine Ansteckung. Die Anzahl der Viren wird nach dem Händewaschen um ein Tausendstel gesenkt. Da wäscht man doch gleich nochmal vor Freude die Hände.

Alle wissen, weil in vielen Steilpässen dokumentiert, dass das Spielglück im Fußball einem Kuhschwanz gleicht, mal zuckt er in die eine Richtung, mal in die andere. Das erlebte jüngst Mario Gomez mit dem VfB Stuttgart in Sandhausen. Mit 2 : 1 verloren die Schwaben in Baden, obwohl Gomez drei Tore erzielte. Nach Meinung des Schiedsrichters standen regelmäßig „ wenige Zentimeter seines Körpers im Abseits“. Der Mario schimpfte anschließend weniger über den Kuhschwanz, mehr über den Videobeweis, dem er die Qualität eines Kuhfladens beimaß.

Mit Qualität beschäftigte sich im Dezember auch der FAZ-Sportredakteur Christian Eichler. Er stellte sich seine erste Frage: Kann man mit einem Auge bei den Bayern gewinnen? Ja, wenn es nach Leverkusens Torwart Hradecky geht. Er spielte zwanzig Minuten mit einer verrutschten Kontaktlinse. Gleichwohl hielt er, einäugig, 12 Bälle, die auf ihn zukamen. Dann stellte Eichler die zweite Frage: Kann man mit einem Auge schielen? Antwort: Anatomisch gesehen nein. Sportlich gesehen: Warum nicht? Weil der Finne Hradetzky auf Platz 1 der Tabelle schielt. Daraus folgt die dritte Frage: Kann man als Fußballer mit Sehfehler Titel gewinnen? Dr. Peter Kunter, promovierter Zahnarzt wurde 1974 mit der Eintracht als Kontaktlinsenträger im Tor deutscher Pokalmeister. René Adler oder David de Gea ( span. Nationaltorwart), beide Kontaktlinsenträger, folgten. Iniesta mit denselben schoss Spanien 2010 zum WM-Titel und Jérome Boateng wehrte im Endspiel 2014 gegen Argentinien alle gegnerischen Attacken ab.

Ein Sonderfall – so Eichler – ist Jonas Hector, 1.FC Köln. Er braucht eine Sehhilfe, mag aber keine Kontaktlinsen, während Brillen auf dem Spielfeld verboten sind. Im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien gab es einmal mehr ein Elfmeterschießen. 17 Schützen waren schon angetreten, dann musste Hector ran. Ohne Sehhilfe gelang es ihm, den Ball hinter Gianliugi Buffon im Tor unterzubringen. Dagegen brachten die Kontaktlinsen Michael Ballack kein Glück. Vor dem letzten Saisonspiel im Jahr 2000 führte Bayer „Vizekusen“ Leverkusen mit drei Punkten Vorsprung und verlor in Unterhaching. Ballack traf mit Sehhilfe ins eigene Tor und nix wars mit dem Meistertitel.

Jüngst erreichten von angetretenen Vier, Drei (Bayern, BVB und Leipzig) die Play-Offs in der Champion’s League. Für Bayer Leverkusen war die Gruppenphase ein Fortbildungskurs mit Juventus Turin und Atlético de Madrid als Ausbilder. Wir werden sehen, ob sie das Gelernte in der Euroleague zusammen mit Frankfurt und Wolfsburg anwenden können. Mönchengladbach hat sich mit dem 1 : 2 gegen eine Istanbuler Mannschaft in letzter Sekunde selbst ins Knie geschossen und schied aus.

In der Bundesliga ist es spannend wie selten. Das kommt von einer Ausgeglichenheit der ersten sechs Teams, ohne  ihnen darüber hinausgehend internationale Klasse zuzugestehen.

Das 3 : 3 des BVB gegen Leipzig war ein Spektakel. Kaum minder das 3 : 1 der Bayern in Freiburg. Die Duselmannschaft aus München setzte sich erst in der Nachspielzeit durch. Fünf Minuten schenkte ihnen der Schiedsrichter. Im darauf folgenden Spiel des BVB in Hoffenheim war allerdings nichts mehr von Dortmunds Spielfreude zu sehen. Man führte zwar mit 1 : 0. Aber die tapferen Arbeiter im Blaumann schafften in diesem zähen Spiel zunächst den Ausgleich und dann kurz vor Schluss auch noch das Siegtor. Kurz vorher war ein vielversprechender Angriff der Dortmunder wegen Abseits abgepfiffen worden. Der hilflose Kommentator sprach von einer Entscheidung um „Zehennagelsbreite“. Der muss einen Röntgenblick haben, wenn er auch in die Schuhe sehen kann. Die Dortmunder haben das Spiel buchstäblich „vergeigt“.

Damit bin ich bei der komplexen Partizip-Perfektbildung meines Enkelsohnes. Der Schiedsrichter hat gepfeift, meinte er. Nein, er hat gepfiffen. Aber ich habe klaviert. Nein, da hast Du Klavier gespielt, da brauchst Du noch das Hilfsverb haben, wenn Du mit Deiner Schwester auf die Klaviertasten trommelst. Er ist da sehr genau. Jüngst holten wir die Kinder vom Kindergarten ab. Da schönes Wetter war, fragte die Oma, ob sie im Freien gewesen wären. Nein, meinte er, wir waren draußen, aber nicht im Freien, denn da war ein Zaun um uns herum.

In verschiedenen Szenen zeigte sich die Stärke, aber auch die Schwäche des Videobeweises. Abseits wird millimetergenau registriert, wenn irgendein Körperteil nicht mehr auf gleicher Höhe ist. Arm, Bein, Kopf oder Hüfte sind gängige Beispiele. Es wäre ein echtes Novum, wenn einmal ein Spieler wegen Abseits zurück gepfiffen werden würde, weil sein Penis in offensichtlicher Vorfreude auf abendliche Abenteuer, die Linie millimeterscharf zuerst queren würde. Das wäre doch einmal etwas Neues.

Ob Handspiel oder nicht vorliegt, vermag zur Zeit niemand zu erklären. Ich habe gesehen, wie ein Verteidiger, den Arm eng am Körper, etwa aus zwei Metern voll angeschossen wurde. Der Schiedsrichter gab Elfmeter. Am selben Spieltag sprang bei einem Eckball ein Verteidiger hoch und hielt den Arm oben noch einmal einen Meter höher. Aus der Ballberührung folgte kein Elfmeter. Das begreift kein Mensch.

Mal hilft der „Kölner Keller“ bei der Entscheidungsfindung, mal nicht, vor allem dann nicht, wenn die Beobachter im Keller sich gerade ein Bier oder eine Currywurst holen. Im Kölner Keller sitzen die Beobachter des Geschehens an den Videogeräten. Sie sollen die Schiedsrichter auf dem Platz unterstützen. Der eine mehr, der andere weniger mag Theatralik. Da wird gepfiffen, das Spiel unterbrochen und mit großen Gesten jedem Analphabeten erklärt, dass der Schiri jetzt zum TV-Gerät geht. Danach hebt oder senkt er den Daumen zugunsten einer Mannschaft. So muss es in der Antike im römischen Colosseum zugegangen sein. Hob oder senkte der Kaiser den Daumen, war das das endgültige Schicksal für den Betreffenden.

Mir schiene es fairer, wenn man das Orakel von Delphi wieder einführen könnte. Seit dem 8. Jh. v. Chr. holten sich die alten Griechen dort Rat. Das war eine Geldfrage. Die Reichen erhielten ausführliche Beratung. Die Armen durften nur eine Frage stellen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnte. Darauf langte Pythia, die weissagende Priesterin, in einen Topf mit weißen und schwarzen Bohnen. Weiß hieß Ja, schwarz hieß Nein.

Dabei saß sie auf einem Dreifuß über einer Erdspalte. Daraus wallende Dämpfe versetzten sie in einen Trancezustand. Das wäre heutzutage nicht vorstellbar, weil schon die Berufsgenossenschaft den Dreifuß nicht zulassen würde. Dazu käme der Brandschutz mit Auflagen, denen gegenüber der Berliner Flughafen ein Kleinauftrag wäre. Gleichwohl wäre es gerechter, das Orakel anzurufen, als den Vorlieben und eigenmächtigen Interpretationen eines Schiedsrichters ausgesetzt zu sein.

Am Ende der Hinrunde beschäftigt Torwart Alexander Nübel die Gemüter in Gelsenkirchen. Als er von Paderborn nach Schalke wechselte, fanden alle Schalker den Wechsel ganz normal. Jetzt, nach der Nichtvertragsverlängerung mit wahrscheinlichem Weggang nach München, sehen das wiederum alle Schalker diesen Wechsel als Verrat. Dabei ist das Verhalten für einen freiberuflichen Fußballspieler nachvollziehbar. Bayerns Torwart Neuer ist 33. Er wird nicht jünger.  Nübel ist zehn Jahre jünger. Da die Bayern für die nächsten 10 Jahre wieder einen überragenden Torwart suchen, wird er auf das Angebot eingehen, das ihm 5,5 Mill. € im Jahre bringen soll. Die Schalker wollten ihn mit sieben Mill. € zum Bleiben motivieren, aber für das internationale Renommé nimmt man schon einmal ein geringeres Anfangsgehalt in Kauf.

Da ich nach meiner Einschätzung gefragt wurde, wer am Ende der Rückrunde ganz vorn sein wird, lege ich mich fest: Leipzig wird Meister vor den Bayern, den Gladbachern, dem BVB, Schalke 04 und Bayer Leverkusen. In der 2. Bundesliga werden der HSV und der VfB wieder aufsteigen, Bielefeld spielt die Relegation und am Tabellenende hoffen wir, dass die Ermüdung des KSC überwunden sein wird und ihn vor dem Abstieg in Liga 3 bewahrt.

 

Siegbert Heid, 02.01.2020